Mein Thannhauser Heimatheft
Das Thannhauser Heimatheft begleitet die Schüler seit 1994 durch alle vier Jahrgangsstufen. Die Inhalte sind für die Lehrkräfte verbindlich. Für die Bearbeitung im
Heimat- und Sachunterricht gibt es für die 30 Seiten Schreib- und Kopiervorlagen sowie Materialkoffer mit Quellen und Anschauungsmaterial sowie Zusatzinfos und Links auf dieser
Internetseite.
Heimatheft Seiten für 1. und 2. Jgst.
Heimatheft 4. Klasse:
Warum gibt es in Thannhausen eine Judengasse?
Von ca. 1500 bis 1718 lebten in Thannhausen Jüdinnen und Juden. Als sie aus den Städten und dem Herzogtum Bayern vertrieben wurden, suchten viele Unterkunft und Arbeit hier auf dem Land. Die Ortsherrschaft in Tainhusen erlaubte ihnen eine Ansiedelung. Sie konnte dadurch viele Abgaben von den Juden erhalten. Seit 1567 hatten sie einen eigenen Friedhof, das „Judenbegräbnis“ nordöstlich des Hansenhohl an der Straße nach Ziemetshausen.
Um 1620 hatte der Reichsmarkt Thainhausen etwa 1000 Einwohner. 350 davon gehörten zur jüdischen Gemeinde. Sie war zu dieser Zeit eine der größten und bedeutendsten
in Schwaben. Sie hatte einen eigenen Rabbiner sowie eine Judenschoul und eine Juden-Studenten-Schoul. 1627 wurde eine neue Synagoge gebaut. Juden und Christen lebten friedlich nebeneinander,
arbeiteten und trieben Handel miteinander. Es gab aber auch Anfeindungen und falsche Schuldzuweisungen, z. B. die Juden seien „Gottesmörder und Brunnenvergifter“. Ab 1632 mussten die Bewohner wegen
des 30-jährigen Kriegs („zwei Schwedenjahre“) viel Leid erdulden.
Danach folgte die schlimme Pest-Zeit, in der „bis auf 70 Seelen“ alle Einwohner starben. Einige Juden mussten den Ort verlassen.
Als 1706 Graf von Stadion die Ortsherrschaft übernahm, lebten unter den ca. 1400 Einwohnern wieder 23 jüdische Familien. Doch im Jahr 1717 stellte der Graf beim Kaiser in Wien den Antrag, alle
Juden aus Thannhausen auszuweisen. Die Gründe dafür sind nicht genau bekannt.
So mussten dann 1718 alle Juden den Markt verlassen. Sie konnten sich in Hürben/Krumbach, Ichenhausen und Altenstadt niederlassen. Nach der Vertreibung ließ der Graf die Synagoge abreißen und an
ihrer Stelle 1722 die Stadion-Kapelle bauen. Man nennt sie bis heute auch „Judenkapelle“. Neben dem Eingang steht noch der alte Opferstock aus der Synagoge. Nur dieser und das Straßenschild
„Judengasse“ erinnern uns heute noch daran, dass hier in Thannhausen 200 Jahre lang Jüdinnen und Juden gelebt haben.
Stelle weitere Fragen zum Thema: Warum? Wann? Wie? Wer? Was? Wo? Wohin? ...
Vortrag zum Thema: Jüdisches Leben in Thannhausen von 1500 bis 1718
am Mittwoch 9. April 14 Uhr im Pfarrheim Thannhausen anlässlich des Senioren-Nachmittags
Weitere Infos und Bilder siehe auch
Jüdisches Leben in Thannhausen von 1500 bis 1718
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Bild oben: Christoph-von-Schmid-Realschule und Anton-Höfer-Grundschule (2002)
Bild unten: Blick ins Mindeltal nach Westen Richtung Ursberg im Februar 2012 -
Unten: Thannhauser Heimatlied