Georg Brenninger Kunstweg in Thannhausen

Führung für die Senioren des KEG-Kreisverbands Neu-Ulm im Mai 2014 - Weitere Infos zum Kunstweg auf der Homepage der Stadt Thannhausen mit Link zur Broschüre und im Artikel in den Mittelschwäbischen Nachrichten (2008) von Dr. Heinrich Lindenmayr (unten) 

Georg-Brenninger-Homepage 

Brenninger Freilichtmuseum in Velden

Thannhauser Begegnung mit dem Künstler Georg Brenninger
Von Dr. Heinrich Lindenmayr

Er war eine schillernde Persönlichkeit, kantig, kraftvoll, kreativ. Seine Werke stehen in Antwerpen und in Rom, in Paris und in Caracas, in New York und in München. Nirgends aber ist der Bestand an Werken von Georg Brenninger, einem der bedeutendsten bildenden Künstler des 20. Jahrhunderts, so dicht wie in zwei kleinen bayerischen Gemeinden. Seinen niederbayerischen Geburtsort Velden an der Vils ziert eine stolze Reihe von Kunstwerken, ebenso Thannhausen, zu dem Brenninger durch seine Ehe mit Margarete Ammon eine besondere Beziehung hatte. Er stammte aus einem Marktflecken und wurde zu einem Weltbürger. Er war der Sohn eines armen Maurers und fuhr große amerikanische „Schlitten“, verkehrte im weißen Anzug mit breitkrempigem schwarzem Hut in der Münchener Schickeria. Er war ein Exzentriker und Querdenker, trotzdem zu konstruktiver Teamarbeit fähig und bereit. Er genoss das Leben in vollen Zügen, war ein leidenschaftlicher Jäger und dennoch aufgeschlossen für religiöse Themen und hochsensibel gegenüber den letzten Fragen unseres Lebens. 
Wenn es in einer von ihm selbst verfassten biographischen Notiz heißt, er stamme aus einer Gegend, in der „ein gutes Wissen um die großen einfachen Dinge des Lebens erhalten geblieben (ist), um Geburt und Tod, Jugend, Liebe und Alter“, so formuliert er hier bewusst einen provokativen Widerspruch: Diese „einfachen Dinge“ sind die großen Rätsel der menschlichen Existenz.
Über den Beruf des Vaters kam der 1909 geborene Georg Brenninger zur Kunst. Er lernte Maurer, vollzog dann den Schritt vom Bauhandwerk über die Architektur zur Bildhauerei. Dem Architekten Theodor Fischer, Erbauer moderner evangelischer Kirchen, war das plastische Talent des erst 19-jährigen Brenninger aufgefallen. Er ließ ihn die Evangelisten des Portals der Gautinger Kirche in Stein hauen. Später studierte Brenninger Bildhauerei in der berühmten Klasse von Hermann Hahn an der Akademie der Bildenden Künste in München. Schon bald nehmen seine Arbeiten persönliche Züge, einen künstlerischen Stil an.
Unverkennbar ein Brenninger ist die Figur der trauernden Mutter auf dem Thannhauser Kirchfriedhof, dort im Jahre 1953 aufgestellt, im Jahr der Stadterhebung. Es ist eine Figur, die einen deutlichen Zug ins Abstrakte hat, bei der die Abstraktion aber nicht durch eine Vereinfachung, einen Zug ins Primitive erkauft ist. Die Abstraktion lenkt auf das Wesentliche, die Haltung des die Existenz bedrohenden Verlustes. So wie Brenningers „Mutter“ sitzt eine Person da, die im Leben verwurzelt ist und Leben geschenkt hat, die aber dennoch die Erfahrung, mit leeren Händen „dazustehen“, erleiden muss und diese restlos verkörpert. Welch einen Schatz die neun Werke aus dem künstlerischen Schaffen von Georg Brenninger bedeuten, über die Thannhausen verfügt, das ist vermutlich nur wenigen Bürgern der Stadt bewusst. 

Fünf von ihm gestaltete Brunnen zieren die Stadt: der Margaretenbrunnen, der Taubenbrunnen und der Felsenbrunnen auf dem Raiffeisenplatz, der große Taubenbrunnen am Ende der Schreieggstraße und der Musenbrunnen am Eingang zur Mindelpromenade.
In Freundeskreisen hatte der Künstler wegen seiner Vorliebe für Brunnen den Spitznamen „Brunninger“. Auf der Mindelbrücke steht die Plastik „Raphael und Tobias“, im Pausenhof der Grundschule der „Petit village“, an der Nordmauer des Kirchfriedhofes „Jesus am Ölberg“.
Was aus Georg Brenninger geworden wäre, wenn er nicht die großzügige Unterstützung durch Margarete Ammon erfahren hätte, die ihm auch nach der Ehescheidung im Jahr 1956 freundschaftlich verbunden geblieben ist, darüber kann nur spekuliert werden. Sie ist es, die heute das künstlerische Erbe des 1988 Verstorbenen verwaltet und pflegt. In ihr sind viele Erinnerungen an die faszinierend widersprüchliche Person des Bildhauers lebendig. Kraftvoll und mutig sei er gewesen, erzählt sie. Als nach dem Krieg in den Wäldern um Thannhausen ein Wilderer sein Unwesen getrieben habe, sei Brenninger sofort losgezogen, als die Amerikaner die erste Jagdwaffe wieder freigegeben hätten. Ein paar Stunden später sei er mit dem Wilderer zurückgekommen, den er im Wald gestellt und gleichsam verhaftet habe. Der kraftvolle Brenninger sei aber auch hochsensibel und bis ins Mark von seiner Kunst erfüllt gewesen. Und wenn er im Krankenhaus gelegen habe, mussten mehrere seiner Skulpturen um sein Bett postiert werden, sonst hätte er sich geweigert zu gesunden.

Auf dem Friedhof in Velden (zwischen Landshut und Erding) befindet sich seit 1988 das Grab von Georg Brenninger.