„Viele kleine Leute an vielen kleinen Orten können das Gesicht der Welt verändern."

 

Die naturnahe Gestaltung des Schulgeländes:

Grundsätze, Möglichkeiten und Probleme am Beispiel der AHGS Thannhausen

Bild: Schulgarten der AHGS Thannhausen (seit 1989)

Vortrag und Doku hierzu siehe unten

Naturerlebnispfad "RAUS ins Schulgelände"

 

Regionalen Arbeitskreises Umweltbildung in Schwaben

Riechen - Anschauen - Untersuchen - Staunen

 

Jetzt bestellen bei

https://alp.dillingen.de/akademie/akademieberichte/

Nr. 3011 für RAUS 1, 3012 für RAUS 2, 3013 für RAUS 3 und 3014 für alle drei Hefte eingeben

Karl Landherr, R                  Für Schulleiterlehrgang der Regierung von Schwaben 2003

 

Die naturnahe Gestaltung des Schulgeländes:

Grundsätze, Möglichkeiten und Probleme am Beispiel unserer Schule

 

Bilder siehe Erinnerungen AHGS

 

Viele Stunden während ihrer Schulzeit verbringen Kinder und Jugendliche auf dem Schulhof. Auf dieser Sozialfläche werden auch künftige Verhaltensweisen und Wertvorstellungen gegenüber den Mitmenschen und der Natur angebahnt und geprägt. Die Wertschätzung und Ausgestaltung des Schulgeländes war immer auch vom gerade herrschenden (pädagogischen) Zeitgeist bestimmt. Die im letzten Jahrzehnt in Bayern einsetzende Idee einer kindorientierten und ökologisch sinnvollen Gestaltung des Schulgeländes unter Beteiligung vor allem auch der Benutzer hat zu vielen sichtbaren positiven Ergebnissen geführt. Somit trifft an den meisten Schulen die Aussage von Dieter Höltershinken, die er 1973 äußerte, wohl nicht mehr zu:
"Schulhöfe in der Bundesrepublik: Langweilig, öde und schmutzig, Orte, an denen zwar viel verboten, jedoch nahezu nichts erlaubt und möglich ist; asphaltierte Flächen, auf denen sich Kinder nach dem langen Stillsitzen während der Stunden in wenigen Minuten erholen sollen; unstrukturierte Flächen, die Situation der Kinder nicht berücksichtigen, auf denen es bei der hohen Anzahl von Kindern zwangsläufig zu Streitereien und Aggressionsentladungen kommen muss. Den aufsichtsführenden Lehrern ein Gräuel, ein Aufsichts-, Sauberkeits-, Ordnungs- und Rechtsproblem, der Pädagogik offensichtlich immer noch kein lohnendes Objekt zur Erforschung und praktischen Gestaltung."
Die Richtlinien zur Umweltbildung in Bayern (2003) bezeichnen die „Gestaltung eines umweltfreundlichen Schulgeländes- und Schulbetriebs" als eine wichtige Gemeinschaftsaufgabe und zeigen konkrete Wege und Möglichkeiten in diesem schulischen Handlungsfeld auf. Viele kognitive, affektive und instrumentale Lernziele und fachspezifische Arbeitsweisen des Lehrpan für die Grundschule (2000) lassen sich in einem entsprechend gestalteten Schulgelände umsetzen.
Im folgenden Beitrag wird an zwei Beispielen verdeutlicht, wie der Prozess der Schulgeländegestaltung im Rahmen der Umweltbildung über einen längeren Zeitraum hinweg initiiert und organisiert wurde, welche Ergebnisse und positiven Folgen sich einstellten, aber auch mit welchen Problemen man sich immer wieder auseinandersetzen musste.

 

1. Ziele bei der Gestaltung eines umweltfreundlichen und kindorientierten Schulgeländes im Rahmen der Umweltbildung
Ein naturnah gestaltetes Schulgelände bietet die Chance, das soziale und ökologische Verhalten der Schüler positiv zu beeinflussen und ist somit Teil einer umfassenden Umweltbildung. Darüber hinaus sollte dieses grüne Umfeld auch positive Auswirkungen auf die Schulhausgestaltung und die in Unterricht und Schulleben eingebettete Umweltbildung haben. Umfassendes Ziel sind ein positives Umwelthandeln im Alltagsleben und lebenslanges Lernen in Verantwortung für die Schöpfung

1.1 Schule als Lernort

Lernen vor Ort und originale Naturbegegnung sind effektive Formen der Umweltbildung. So kann auch das Schulgelände als wertvoller Unterrichtsraum und Erfahrungsbereich dienen. Er wird zu einem wichtigen Bestandteil einer ganzheitlichen Bildung im Sinne von Pestalozzis „Erziehung mit Kopf, Herz und Hand". Einige Beispiele seien angeführt:
* ökologisches Handeln: Anlage und Betreuung von Biotopen, Müllvermeidung und –sortierung, Umweltaudit oder Energiecheck (auch in der Grundschule in einfachen Formen bereits möglich)
* demokratisches Handeln: Zusammenarbeit in der Schulgemeinde, Selbstinitiativen, eigene Ideen, politisches Engagement
* praktisches Lernen: Erfahrungen aus erster Hand, naturnaher Unterricht vor Ort, originale Begegnung, praktisches Tun im Schulgarten, Experimente, Tierhaltung, Gestaltung von Erlebnisbereichen, gesunde Ernährung im Schulalltag

1.2 Schule als Lebensort

Schule ist in erster Linie natürlich ein Ort des Lernens. Aber Lernen wird umso besser gelingen, je mehr Schule auch als kind- und jugendgemäßer Lebensort erfahren wird. Wenn Schüler sich auf einem umweltfreundlichen und kindgemäßen Schulgelände wohl fühlen, wenn sie sich zwanglos bewegen können, wenn sie durch Sitz- und Spielgelegenheiten soziale Kontakte knüpfen können etc., wird das ihr körperliches und emotionales Wohlbefinden fördern. Deshalb sollte ein Schulgelände Ruhe-, Spiel- und freie Bewegungszonen, Sitzgelegenheiten, Biotope, (damit „…ihre Augen sich an dem Anblick der Bäume, Blumen und Kräuter weiden" (Comenius, ca. 1650) aufweisen.

 

2. Schulgeländegestaltung am Beispiel der der Anton-Höfer-Grundschule in Thannhausen

2.1 Allgemeine Verlaufsskizze

Weitblickenden Lehrkräften und Schülern, die bereits beim Bau der Schule im Jahr 1955 viele Bäume pflanzten und eine Rasenfläche anlegten (die jedoch ein Jahrzehnt lang in der Pause nicht betreten werden durfte), verdanken die heutigen Grundschulkinderkinder Thannhausen ein Schulgelände, das einer grüne Oase gleicht. 1988 reifte im Kollegium der Wunsch nach einer Umgestaltung und Neugestaltung des Schulgeländes. Ökologische Gesichtspunkte, die wieder aufkommende Idee der Schulgartenarbeit und Beispiele anderer Schulen waren die Beweggründe. Eine Planungsgruppe erarbeitete einen Vorschlag für eine Gesamtkonzeption, die im Kollegium zusammen mit der Elternvertretung diskutiert wurden. Parallel dazu wurden vor allem bei den Schülern Ideen gesammelt (Malwettbewerbe, Modellbauen, Gespräche in allen Klassen). Das so entstandene Gesamtkonzept wurde natürlich auch mit dem Schulträger bezüglich Machbarkeit und Finanzierung intensiv beraten. Außerschulische Partner (Gartenarchitekt, Fachberater beim Landratsamt, GUV, Firmen) und Mitarbeiter (städtischer Bauhof, Gartenbauverein, kompetente Eltern) konnten in die Beratungen miteinbezogen werden. Die Finanzierung erfolgte auf unterschiedliche Weise. Die umfangreichen finanziellen und materiellen Aufwendungen des Sachaufwandsträgers wurden durch Spenden von Firmen und Eltern, Erlöse aus Aktionen sowie Preisgelder bei Umweltwettbewerben ergänzt (siehe 2.4.2). Nach festgelegten Arbeitsetappen erstellten die einzelnen Projektgruppen (Lehrkräfte, Elternvertreter, Klassen und externe Mitarbeiter) im Laufe der Jahre in kleinen Schritten und Etappen ihre Vorhaben. Diese sukzessive zeitlich gestreckte Umgestaltung hat sich bewährt, da dadurch eine Überforderung (Arbeitsaufwand, Finanzen und Motivation) vermieden und immer wieder neue Schüler und Eltern in das Projekt miteinbezogen werden konnten. Der Prozess der Umgestaltung ist im Jahr 2004 noch nicht abgeschlossen, denn auch für die Zukunft sind weitere Projekte geplant. An einem konkreten Beispiel soll die Vorgehensweise verdeutlicht werden.

 

2.2 Konkretes Beispiel: Anlage des Schulgartens

2.2.1 Idee   Die Schulgartenpädagogik hat eine lange Tradition, die in den sog. progressiven 60er und 70er Jahren (kognitive Überfrachtung der Lehrpläne) vielfach „zubetoniert" wurde. Mitte der 80er Jahre war die Zeit reif für eine Neuorientierung hin zur Natur. Gründe für die Anlage eines neuen Schulgartens an der Thannhauser Grundschule waren u.a. die Möglichkeiten der originalen Begegnung, des Lernens mit allen Sinnen, der Aktivierung der Schüler und auch der Aussicht auf eine gute Ernte, d.h. die Nutzung des Schulgartens als Lehr- und Liefergarten (jedoch nur mit einer extensiver Bewirtschaftung). Innerhalb der Umzäunung konnte auch dem immer wieder geäußerten Hauptwunsch der Schüler nach einem Schulteich Rechnung getragen werden. Von Vorteil für die schnelle Umsetzung war, dass eine ideale Fläche auf dem Schulgelände zur Verfügung stand und das gesamte Vorhaben ein geringes finanziellen Ausmaß hatte.

2.2.2 Planung und Anlage  Eine Arbeitsgruppe aus drei Lehrkräften (mit ihren Klassen), drei Eltern, der Schulleitung und dem Hausmeister entwarf zusammen mit dem Fachberater des Landratsamts eine Konzeption, die im Gesamtkollegium und Elternbeirat beraten und beschlossen wurde. Das Konzept orientierte sich am Aussehen eines schwäbischen Bauerngartens nach dem Vorbild des Kreislehrgartens im nahen Krumbach. Insgesamt war eine Fläche von 165 qm vorgesehen, die von einem Zaun umgeben war (Länge 15 m und Breite 11 m).
Der Schulgarten beinhaltete folgende Bereiche, die bis zum jetzigen Zeitpunkt Bestand haben: Arbeitsbeete für ca. sechs Klassen, Beete zur allgemeinen Benützung (Kräuter, Getreide, Beerensträucher), Wasserstelle (Brunnen), Teich mit Sumpfbeet, Trockenmauer mit unterirdischem Gangsystem zur Überwinterung von Tieren, Wetterstation, Sitzgelegenheit mit großem Sonnenschirm, Naturlattenzaun, Rosenbogen beim Eingang und Hochstammrose in der Mitte, kleine Blumenwiese, naturnah gestaltete Wege mit Rindenmulch und Beeteinfassungen aus Holz, Totholzbiotop mit Igelhöhle, Hummelnistkasten, Kompostanlage, Infotafeln)
Der Prozess der Erstellung wurde in zeitliche Etappen im Laufe eines Jahres eingeteilt. Einzelne Schulklassen konnten sich für Arbeitsbereiche entscheiden (Teichbau, Mithilfe beim Zaun, Pflanzaktionen). Die Hauptarbeit wurde bei samstäglichen Familienarbeitstagen geleistet. Im Frühjahr 1989 konnte der Schulgarten mit der ersten Aussaat von Getreide eingeweiht werden.

2.2.3 Betreuung, Pflege und Erfahrungen  Die Konzeption enthielt auch einen Plan für die Nutzung in den folgenden Jahren: Die ersten und zweiten Klassen sollten je ein Beet betreuen und für die dritten und vierten Klassen bestand die Möglichkeit, gemäß den Themen des Heimat- und Sachkundelehrplans im Schulgarten zu arbeiten und zu beobachten, z.B. Leben am Gewässer, Kennenlernen der Getreidearten. 
Für alle Schüler sollte das Ernten von Gemüse und Beeren zu alljährlichen Freude gehören. Als Faustregel für eine Arbeitsgemeinschaft Schulgarten hat sich folgende Zeiteinteilung als günstig erwiesen: Je ein Drittel der Zeit Pflege, Beobachtung und Unterricht. Dabei geht es aber nicht um eine Gärtnerlehre, die Freude am Umgang mit der Natur darf bei den Schülern nicht verloren gehen.
Die Anzahl der Schüler sollte 15 nicht übersteigen. Bei der Arbeit mit ganzen Klassen empfiehlt sich eine Aufteilung in mehrere Gruppen. Für den schnellen und problemlosen Zugang zur den Arbeitsgeräten ist ein Geräteraum oder –haus im Schulgelände sinnvoll. Geräte (evtl. auch Handschuhe, Schürzen und Stiefel) sollten in ausreichender Anzahl zur Verfügung stehen. Die Eltern der an der Schulgartenarbeit teilnehmenden Schüler sind auf die Notwendigkeit einer Tetanusimpfung hinzuweisen.
Auch im Jahr 2004, im 15. Jahr nach der Fertigstellung, hat diese Konzeption immer noch Gültigkeit. Viel hat sich im Schulgarten nicht geändert. Einige Erfahrungen jedoch sollen doch weitergegeben werden. Die den Schulgarten umgebenden Blumenrabatten wurden teilweise durch Beerensträucher (Himbeeren und Brombeeren) ersetzt, weil sie weniger arbeitsintensiv sind und die Kinder lieber Beeren als Blumen ernten. Als Abgrenzung dieser Beete zum Rasen hin wurden Steinrabatten eingebaut, um sich die jährliche Arbeit des Ausgrasens zu ersparen. Die stabile Teichwanne hat bisher allen Beschädigungen standgehalten. Bei den Kräuterbeeten empfiehlt es sich, jede Pflanze einzugrenzen, um wilde Wucherungen zu vermeiden.
Die Bepflanzung der Beete sollte so erfolgen, dass in der Zeit der Sommerferien möglichst wenig zur Ernte anfällt bzw. gegossen werden muss. Bewährt haben sich im Frühjahr Tulpenbeete (jedes Kind pflanzt eine Zwiebel), die meist zum Muttertag gute Verwendung fanden. Bis zum August können Rettiche, Radieschen und Kohlrabi für eine schmackhafte Brotzeit und für den Herbst Tomaten, Karotten und Kartoffel (Kartoffelfeuer) angepflanzt werden. In jedem Jahr konnten die Schüler bisher alle Getreidearten, z.B. Weizen, Gerste, Hafer, Roggen, Dinkel sowie Mais und Lein vor Ort kennen lernen.
Sollte die Herbstsaat von Roggen, Dinkel und Winterweizen nicht mehr aufgegangen oder vergessen worden sein, besteht die Möglichkeit, im Frühjahr bei einem Bauern einige Pflanzen auszugraben und im Schulgarten einzupflanzen. Die Ernte des Getreides haben über die Sommerferien hinweg meist die Vögel übernommen. Das Gießen während der Ferien ist kein Problem. Einige Schüler und Lehrkräfte übernehmen die Arbeit sporadisch. Außerdem brauchen viele Pflanzen weniger Wasser als man gemeinhin denkt, es sei denn sie sind bereits zu „Säufern" erzogen worden.
2.2.4. Zusammenfassung  Abschließend soll noch auf einige Grundsätze besonders hingewiesen werden:
* Wer sich für einen Schulgarten entschließt, sollte zwar ein Gesamtkonzept haben, sich aber in der Vorgehensweise nicht übernehmen und unter Beteiligung möglichst vieler in kleinen Schritten vorgehen. Eine langsame, schrittweise Veränderung ist sinnvoller als ein totaler Umbruch. Die Konzeption darf nicht für die „Ewigkeit" ausgerichtet, z.B. durch viel Beton, sondern so gestaltet sein, dass der Schulgarten notfalls wieder ohne Probleme eingeebnet werden kann, wenn kein Interesse mehr besteht. Auf jeden Fall sollte sich die Schule vor der Planung von einem Experten (z.B. Fachberater Umwelterziehung beim Staatlichen Schulamt oder Fachberater Gartenbau beim Landratsamt) beraten lassen oder Beispiele anderer Schulen erkunden.
* Bei der Betreuung darf nicht die Idee eines Muster- oder Schaugartens oder die einer intensiven Bewirtschaftung im Vordergrund stehen, sondern die eines naturnahen Gartens. Also: Mut zur Wildnis! Allerdings sollte es auch nicht so weit kommen, dass das 3. Jahr der Dreifelderwirtschaft, die Brache, zum Dauerzustand wird.
* Die Schulgartenarbeit darf den Raubbau an der Natur nicht fördern, z.B. wenn Tiere oder Pflanzen, die einem Naturraum entnommen werden im Schulgarten zu Tode gepflegt werden.
* Ein begeisterter Lehrer oder eine Lehrerin reicht nicht aus, um einen Schulgarten anzulegen und zu betreuen. Es muss ein Team vorhanden sein, dem möglichst auch Schulleiter und Hausmeister mit angehören. Sehr wichtig ist die Benutzerbeteiligung bei Planung und Betreuung. Für die alltäglichen Arbeiten hat sich eine Arbeitsgemeinschaft bewährt. Einzelne Klassen sollten Teilbereiche übernehmen oder ggf. je nach Bedarf in ihrer Gesamtheit Arbeiten verrichten. Alle ein bis zwei Jahre ist ein Aktionstag (evtl. mit Eltern oder dem örtlichen Gartenbauverein) sinnvoll, damit Kinder und Lehrkräfte zeitlich nicht überfordert werden.
* Mit Zerstörungen und „Sabotage" muss gerechnet werden. Je mehr die Schüler und Eltern jedoch mit einbezogen werden, umso geringer ist das Risiko. Die meisten Naturschützer zeichnen jedoch seit jeher durch Hartnäckigkeit und eine Trotzdem-Haltung aus.

 

2.3 Gestaltungsplan mit Überblick über bisher durchgeführte Projekte

Im Folgenden werden die im Thannhauser Schulgelände vorhandenen Gestaltungselemente aufgezählt und teilweise durch ein Bild veranschaulicht. Inhaltliche Informationen hierzu gibt es in der Fachliteratur. Besonders empfehlenswert sind der Akademiebericht 246 "Hundertundeine Idee zur Gestaltung des Schulgeländes" und die beiden Bände „RAUS ins Schulgelände" (siehe 2.4.4). Das Schulgelände ist allgemein zugänglich und kann jederzeit auch allein besichtigt werden. Für Führungen stehen der Schulleiter (Karl Landherr) oder der Fachberater für Umwelterziehung (Kurt Armbruster) nach Vereinbarung gerne zur Verfügung. Weitere Informationen und farbige Bilder sind auch im Internet unter www.ahgs.de (Schulführung, Projekte/AG, Schulentwicklung) zu finden.
2.3.1 Räume für Spiel und Bewegung  In den letzten Jahren wurde immer mehr die „bewegte Schule" proklamiert. Wenngleich es sich dabei um keine ganz neue Idee handelt, ist die Werbung und Motivation für mehr Bewegung in Schule und Freizeit eine Notwendigkeit unserer Zeit. Als Stichworte seien die Bewegungsarmut, Aggressionen, Medienkonsum, Überernährung genannt. Deshalb wurde bei der Umgestaltung des Thannhauser Schulgeländes darauf geachtet, vorhandene Bewegungsflächen nicht einzuschränken. Zusätzliche Angebote sollten jedoch zu mehr Bewegung und zum gemeinsamen Spielen motivieren. Auf besondere (teure) Spielgeräte wurde verzichtet, um das Schulgelände nicht zum Anziehungspunkt für jugendlichen Vandalismus zu machen. Zudem gibt es gleich neben dem Schulgelände einen schön ausgebauten Kinderspielplatz mir festen Spielgeräten.
* Freie Flächen zum Rennen und Spielen mit mobilen Spielgeräten
* Angebote für freie und aufgemalte Hüpfspiele
* Balancierbalken (Baumstämme und ehemalige Maibäume)
* Naturreck und Taue zum Hangeln von Baum zu Baum
* Weideniglu mit Gängen aus Weidengeflecht (nicht mehr vorhanden wegen Trockenheit)
* Mobile Spielgerätekisten, die von den Klassen betreut werden (Federball, Softball, Rope Skipping…)
2.3.2 Räume für Ruhe, Erholung und Kommunikation Die Erfahrung zeigt, dass das Bedürfnis nach Bewegung als auch nach Ruhe bei Kindern ganz unterschiedlich ausgeprägt ist. Nicht jeder Schüler (und auch Lehrer) will sein Pausenbrot im Stehen essen. Eine angemessene Atmosphäre zu Gesprächen, zum Spielen und Lesen stellt sich manchmal erst beim Sitzen ein. Deshalb gehören zu einem kindorientierten Pausenhof Sitzgelegenheiten. Sie können auch für den Unterricht im Freien genutzt werden. Bei den folgenden Gestaltungselementen werden dauerhafte und einmalige Angebote vorgestellt.
* Freiluftklassenzimmer im schattigen Wäldchen
* Sonnige Sitzgelegenheiten an den Wegen
* Atrium mit Holzpalisaden und einer Bühne
* Großes Sioux-Indianertipi mit Holzklötzen und Bänken rund um eine Feuerstelle
* Leseleine zum Buch „Die Insel der 1000 Gefahren" und Bücherflohmarkt im Rahmen der
Buchwoche „Thannhausen liest"
2.3.3 Räume für Naturerleben und Artenschutz Das Schulgelände der Anton-Höfer-Grundschule bietet einen idealen Raum für Biotope als Zufluchtsort und Lebensraum für heimische Tiere und Pflanzen (ökologische Nischen), als Beobachtungs- und Erfahrungsraum für Unterricht und Schulleben. Seit jeher zeichnet sich das Schulgelände durch einen großen und mannigfaltigen Bestand an Bäumen aus, die im Sommer Schatten spenden, für eine gute Luft sorgen und Vögeln und Eichhörnchen einen Lebensraum anbieten. Derzeit sind es an die 100 Bäume und Heckenpflanzen in über 30 verschiedenen Arten vom heimischen Ahorn bis hin zum exotischen Mammutbaum.
Um Querverbindungen zum Lehrplan für die Grundschule in Bayern (2000) aufzuzeigen, wird bei den folgenden Beispielen ggf. auf ein entsprechendes Lehrplanziel im Bereich „Leben mit der Natur" hingewiesen.
* Schulgarten und Biotope (siehe Konkretisierung im Kapitel 2.2.)
* Wiese (HSU 1. Jgst.: Die Wiese im jahreszeitlichen Wechsel, Pflanzen, Tiere)
* Hecke (HSU 2. Jgst.: Die Hecke im Jahreslauf, Pflanzen und Tiere)
* Wald (HSU 3. Jgst.: Der Wald im Jahreslauf, Pflanzen und Tiere, Bedeutung des Waldes)
* Gewässer (HSU 4. Jgst.: Wasser als Lebensraum für Tiere und Pflanzen)
* Obstbäume zur Veranschaulichung der Entwicklung von der Blüte zur Frucht
* Naturerlebnispfad „RAUS ins Schulgelände" mit über 30 Stationen über Bäume, Sträucher,
Tiere und Biotope
* Nisthilfen für Vögel (Aktionswoche Nistkastenbau), Hummelkasten, Fledermauskästen
* Lebensraum für Eichhörnchen und die heimische Vogelwelt, Winterfütterung
* Besonderes Projekt im Frühjahr: „Live aus dem Starenkobel" – Beobachtung des Brutverhaltens
und der Brutpflege einer Starenfamilie auf dem Fernsehschirm
* Fassaden- und Zaunbegrünung mit Efeu, wildem Wein, Hopfen, Waldrebe u.a.
* Trockenmauern und extensive Dachbegrünung
* Insektenlehmwand und Totholzstämme für Wildbienen
* Frühblüher mit ca. 2000 Blumenzwiebel (Tulpen und Narzissen) im gesamten Schulgelände
* Offene Feuerstelle im Freien und im Indianertipi
* Verschiedene Bodenbeläge auf den Wegen als Fußfühlpfad
* Regenwurmkiste der AG Umwelt mit Ausstellungswand zum Regenwurm
2.3.4 Räume für künstlerisches Gestalten und Kreativität Eine Schule sollte von außen auch als solche erkannt werden. Künstlerische Elemente aus der Hand der Kinder bringen Farbe ins Spiel, können Naturphänomene veranschaulichen oder eine besondere Symbolik verdeutlichen.
* Schulname mit Regenbogen „Schule unterm Regenbogen" und Ton-Relief
* Maltafeln mit Naturmotiven auf flexiblen Platten und Wandbemalungen mit Naturmotiven
* Windräder, Wetterstation, Sonnenuhr mit Himmelsrichtungsanzeiger
* Trinkbrunnen mit Frischwasser und Brunnen als Vogeltränke und –bad im Atrium
* Fahnenstangen * Zwei Gartengerätehäuser
* Bauen mit Lehm (Naturbackofen und kleines Lehmhaus) geplant
2.3.5 Weitere Gestaltungselemente im Schulgelände  Die mit großem finanziellen Aufwand betriebene Generalsanierung im Jahr 2000 bescherte der Schule auch einen neu gestalteten Vorplatz mit einer teilweisen Entsiegelung der Asphaltfläche und einer naturnahen Gestaltung mit Rasengittersteinen und Blumenbeeten, großflächig angelegte Magerrasen, eine große Trockenmauer und viele neue Baumarten (Robinie, Maulbeerbäume, Walnuss…). Mit dem nach der Überschwemmungskatastrophe angelegten Naturdamm (2003) konnte die Pflanzung einer Hecke verbunden werden, um dem Lehrplanziel der 2. Jgst. noch besser gerecht zu werden. Als gesetzlich vorgeschriebene ökologische Ausgleichsfläche für einen Baumarkt konnte 2003 das Flachdach der Pausenhalle (ca. 1500 qm) mit einer extensiven Dachbegrünung versehen werden.
2.3.6 Natur im Schulhaus und weitere Aktivitäten im Bereich der Umweltbildung „Grün macht Schule" – dieses Schlagwort gilt nicht nur für das Schulgelände, sondern auch für das Schulhaus und das allgemeine Schulleben. Viele Pflanzen in der Eingangshalle, der Aula und in den Klassenzimmern geben der Schule ein freundliches Gesicht und leisten einen Beitrag zur Luftverbesserung. Von Klassen gestaltete Ausstellungen fördern das Umweltlernen ebenso wie die Miteinbeziehung der Eltern und der Öffentlichkeit (Agenda 21) durch Elternbriefe und Presseartikel. In vielen Lehrerfortbildungen und Führungen konnten sich Lehrerkollegien und Elternvertreter anderer Schulen Anregungen für die Gestaltung ihres Schulgeländes holen.
* Aktionstage und Projektwochen zum Thema „Gesunde Ernährung": jeden Mittwoch Vollkorntag, Rohkosttage an vier Freitagen im Herbst (Eltern verkaufen Karotten, Äpfel, Gurken), Pausenbüfett für die 2. und 3. Klassen und Elternabend im Rahmen der jährlichen Projektwoche,
* Büchertische, Bücherkisten und Ausstellungen mit Infotafeln zum Thema Natur und Umwelt
* Sammlung von Geräten und Materialien für Naturerkundung und Umweltspiele
* Liedkanon mit Umweltliedern für ein gemeinsames Singen in jeder Jahreszeit
* Regelmäßige Information der Schüler und Eltern über umweltverträgliche Arbeitsmaterialien
* Aktionen zur Müllvermeidung, Mülltrennung und Müllverwertung im Pausenhof und im 
   Klassenzimmer(Angebote von Emil-Flaschen und Pausebrotbehältern im Sekretariat)
* Umweltverträgliche Energienutzung (Ergasheizung, Thermostate, Energiesparlampen…)
* Umweltverträgliche Reinigung

2.4 Sonstige Anmerkungen

2.4.1 Probleme und Risiken bei der Gestaltung und Benützung des Schulgeländes  
Werden und Vergehen können wir jeden Tag und im Ablauf des Jahr in der Natur beobachten. Das Schulgelände bietet die Chance, dies intensiver und unter Anleitung von Pädagogen zu erleben. Auch Naturkatastrophen machen Kinder betroffener, wenn sie das Unglück hautnah erleben, so z.B. die Verwüstungen der Organe „Wiebke" und „Lothar" oder das Jahrhunderthochwasser am 7. Juni 2002, das in kurzer Zeit das Schulgelände und die gesamten Kellerräume der Schule überflutete. Nach dem Motto „Wem das Wasser bis zum Halse steht, der soll den Kopf nicht hängen lassen!" konnte der Schaden durch eine großartige Gemeinschaftsleistung und unter hohem finanziellen Einsatz der Stadt (350.000 €) innerhalb eines Jahres behoben werden.
Auch von Zerstörungen durch Vandalismus, die nicht vermeidbar sind, sollte man sich nicht entmutigen lassen. Als positiv hat sich erwiesen, aus den negativen Erfahrungen heraus Entscheidungen auch zu korrigieren oder rückgängig zumachen.
2.4.2 Zur Finanzierung der Schulhofgestaltung
Das Hauptproblem, an dem viele Ideen und Träume scheitern, ist die finanzielle Situation der Schulaufwandsträger. Genehmigt wird insbesondere dann, wenn es nichts kostet. So sind viele Schulen aufgerufen, sich selbst zu helfen. Trotz der vorbildlichen finanziellen und materiellen Unterstützung durch die Stadt Thannhausen gelang es der Schule immer wieder, weitere Geldquellen „locker zu machen". Sie werden im Folgenden als Anregung für andere Schulen stichpunktartig genannt:
* Sponsoren für Pflanzen, Geräte und auch Geldspenden von örtlichen Betrieben und Eltern
* Erlöse aus Festen, Feiern und Aufführungen durch Basare, Bewirtung und Spenden
* Förderung durch Umweltstiftungen, z.B. WWF
* Zeitweise Beschäftigung von ABM-Arbeitskräften und Hilfskräften, die gemeinnützige Arbeit ableisten müssen sowie von Asylbewerbern
* Das größte Förderung erhielt die Anton-Höfer-Grundschule Thannhausen durch Preisgelder bei Umweltwettbewerben, z.B.
Umweltpreis des Landkreises Günzburg (1989), Bezirkssieger in Schwaben und 2. Landessieger beim Wettbewerb „Natur im Schulumfeld" (1991), Sven-Simon-Preis der Bild-Zeitung Hamburg (1996), „Blauer Adler" der Allianz-Umweltstiftung München (2000 und 2001), Umwelt-Wettbewerb der Augsburger Allgemeinen Zeitung (2002)
(Weitere Hilfen, Tipps und Kniffe zur Finanzierung siehe Akademiebericht 246 S.199ff)

Hingewiesen werden soll auch auf eine mögliche finanzielle Förderung und fachliche Beratung durch das „100 Schulhöfe – Programm für bayerische Schulen", einem Gemeinschaftsprojekt des Staatministeriums für Unterricht und Kultus und des Staatsministerium für Landesentwicklung und Umweltfragen vom 19.5.2000 Nr.III/7 –O 4161-6/27 128. Nähere Informationen hierzu sind auch bei den Bezirksregierungen abzurufen. In 5 Jahren soll nach Maßgabe des „Dillinger Modells" naturnah und kindgerecht ein Musterschulhof entstehen. Eine Schule aus jedem Landkreis bzw. einer kreisfreien Stadt Bayerns kann mit einer Förderung von 5000 € rechnen, wenn sie bestimmte Förderkriterien einhält. Zu diesem Zweck ist auch ein Multimedia-Beratungskoffer durch die ALP Dillingen entwickelt worden.

2.4.3 Kooperationspartner  „Nur gemeinsam sind wir stark" – Dieser Spruch trifft sowohl auf die Zusammenarbeit innerhalb der Schulgemeinde als auch auf die Kooperation mit außerschulischen Partnern zu. Eine beispielhafte Vernetzung der Umweltbildung in Bayern erfolgt durch das „Projekt Umwelterziehung" mit der Landesarbeitsgruppe, den regionalen Arbeitskreisen in jedem Regierungsbezirk und den lokalen Arbeitsgemeinschaften auf Schulamtsebene, die von den Fachberatern für Umwelterziehung geleitet werden. Hier stehen jeder Schule kompetente Berater zur Verfügung. 
Ferner gibt es eine Vielzahl von außerschulischen Verbänden (Bund Naturschutz, LBV u.a.), Fördervereinen für Umwelterziehung (Distel…), Umweltstationen, Institutionen und Privatleuten, die gerne bei der Gestaltung des Schulgeländes mit Rat und Tat zur Seite stehen. Die ALP Dillingen bietet regelmäßig Lehrgänge zur Schulgeländegestaltung an. (Infos zu rechtlichen Fragen siehe Akademiebericht 246 S.195ff)

2.4.4 Literatur zu Schulhofgestaltung  Als Standardliteratur mit vielen wertvollen Tipps und weiteren Literaturhinweisen wird folgendes Werk der Landesarbeitsgruppe Umwelterziehung in Bayern aus dem Jahr 1994 empfohlen: Akademiebericht 246 Dillingen, "Hundertundeine Idee zur Gestaltung des Schulgeländes" (ca. 10 €) zu beziehen bei der Akademie für Lehrerbildung und Personalführung, Abholfach 89407 Dillingen/Donau
Wertvolle Anregungen beinhaltet auch die Veröffentlichung des Regionalen Arbeitskreises Umwelterziehung in Schwaben „RAUS ins Schulgelände – Anregungen für ganzheitliches Naturerleben" mit 27 Stationen für einen Naturerlebnispfad auf dem Schulgelände und interessanten Lehrerinfos in den Rubriken Wissenswertes, Zum Ausprobieren und
Merk-Würdiges. Das Werk ist für 12 € + Portokosten über die Anton-Höfer-Grundschule Thannhausen (z.Hd. Herrn Kurt Armbruster) Röschstr.10 in 86470 Thannhausen und bei allen Umwelt-Fachberater in Schwaben zu beziehen. Im Jahr 2004 erscheint mit „RAUS II" ein Fortsetzungswerk mit weiteren 25 Stationen. Infos hierzu auch unter www.ahgs.de (Projekte)
2.4.5 Zu guter Letzt:  Es könnten aus jedem Regierungsbezirk viele modellhaft entwickelte Schulhöfe hier vorgestellt werden. Die Bewegung der Schulgeländegestaltung hat in den letzten Jahren reiche Frucht getragen. Es ist aber auch klar, dass nicht jede Schule die in Thannhausen und an anderen Orten verwirklichten und in der Literatur aufgezeigten Gestaltungselemente umsetzen kann, weil äußere und personelle Voraussetzungen fehlen. Diese Darstellung wollte den Schulen, an denen das Schulgelände noch ein „Mauerblümchendasein" fristet, Mut machen, mit kleinen Schritten zu beginnen. Der Prozess der Schulgeländegestaltung kann auch eine Chance für die Schulentwicklung vor Ort sein. Es ist ein Weg zur positiven Veränderung der Schulwirklichkeit und trägt zu mehr Achtung gegenüber der Mitwelt bei.

 

3. Literatur: Akademiebericht 246 der ALP Dillingen
"Hundertundeine Idee zur Gestaltung des Schulgeländes"

Rahmenprogramm:  Zum Einstieg: "Löwenzahnmeditation"   Diameditation Nr. 9 bei Impuls-Studio Ottweilerstr.3 81737 München   Die Musik stammt aus: Schumann "Kinderszenen" - Titel: "Träumerei"   
Zum Abschluss: Umweltspiel nach dem Bilderbuch "Der Apfelbaum" von Mira Lobe (Verlag Esslinger) ca. 12,80 €     Musik: "Träumerei" von Schumann und "Jahreszeiten" von Vivaldi - Malgeheft und did./meth. Anregungen hierzu in: Karl Landherr, Beliebte Kinder- und Jugendbücher für den Literaturunterricht (Auer-Verlag)